Stoffwechselerkrankungen sind in aller Munde – EMS, ECS, PSSM, zuckerfrei, getreidefrei… hört man in vielen Ställen.
Doch was ist das überhaupt? Was macht Sinn und was nicht?
Zunächst ganz allgemein: „Stoffwechsel“ bezeichnet alle chemischen Umwandlungen und Transporte von Stoffen in einem Organismus. Dabei treten starke individuelle Unterschiede auf je nach Rasse, Alter, Geschlecht, aber auch Jahreszeit, Trainings- und Gesundheitszustand. Am Stoffwechsel beteiligt sind dabei die verschiedensten Stationen: vom Magen-Darm-Trakt für die Verdauung und Resorption von Nährstoffen, über die Leber und Niere als große Entgiftungsorgane, bis hin zu jeder einzelnen kleinen Zelle, die aus den Nährstoffen Energie gewinnt oder die Nährstoffe speichert.
Gerät nun ein Anteil aus den Fugen, hat das Einfluss auf das gesamte System.
Ein häufiger Auslöser dafür ist eine chronische Energieüberversorgung, bei gleichzeitigem Bewegungsmangel, wodurch ein Übergewicht entsteht. Das angesammelte Fettgewebe belastet nicht nur den Bewegungsapparat und das Herz-Kreislaufsystem, sondern produziert auch Hormone. Diese können z.B. eine Insulinresistenz auslösen. Starkes Übergewicht gemeinsam mit einer Insulinresistenz und häufig auch Hufreheschüben wird als Equines metabolisches Syndrom (EMS) bezeichnet.
Aber auch andere Ursachen können Stoffwechselerkrankungen auslösen. Das Equine Cushing-Syndrom (ECS) entsteht aufgrund einer Störung in der Hirnanhangsdrüse. ECS kann auch zu Hufreheschüben führen, ganz typisch ist jedoch das als Hirsutismus bezeichnete längere, wellige Fell, mit Problemen im Fellwechsel, die Umverteilung der Fettpolster und Muskelschwund.
Die Polysaccharid-Speicher-Myopathie (PSSM) dagegen ist eine erbliche Krankheit, bei der Zucker nicht richtig verstoffwechselt, sondern stattdessen in den Muskelzellen eingelagert wird. Das führt langfristig zum Absterben der Zellen und ist mit Schmerzen und Lahmheiten verbunden. Daher sollte bei der Fütterung darauf geachtet werden auf Zucker und Stärke zu verzichten. Stattdessen kann Energie in Form von Proteinen oder Fetten zugeführt werden und so stärke- und zuckerreduziert gefüttert werden.
Zur Prophylaxe von Stoffwechselstörungen und Unterstützung erkrankter Pferde ist die richtige Fütterung essentiell.
Bei übergewichtigen Pferden oder solchen, die dazu neigen, ist die Schwierigkeit eine Überfütterung zu vermeiden und gleichzeitig die Versorgung mit essentiellen Aminosäuren, Mineralien und Vitaminen sicherzustellen, sowie genügend Raufutter zur Anregung der Verdauung und Beschäftigung anzubieten.
Zusätzlich sollte natürlich ausreichend Raufutter angeboten werden. Es ist empfehlenswert energiearmes Heu zu verfüttern und dieses mit Stroh zu vermischen oder aus engmaschigen Heunetzen zu verfüttern, um die Fresszeit zu verlängern. Auch wenn das Pferd an Gewicht verlieren soll, müssen lange Fresspausen vermieden werden, um den Magen-Darm-Trakt zu schützen und das Pferd zu beschäftigen. Magengeschwüre oder Verhaltensstörungen können sonst die Folge sein.
Bei stoffwechselerkrankten Pferden ohne Übergewicht, ist es sinnvoll die Fütterung individuell anzupassen. So kann bei Pferden, die durch Cushing an Muskelschwund leiden eine Ration mit hochwertigem Protein sinnvoll sein.
Mithilfe einer entsprechend angepassten, getreide- und melassefreien Rationsgestaltung wird der empfindliche Stoffwechsel des Pferdes geschont.
So werden mit einigen Fütterungsoptimierungen, stoffwechselempfindliche Pferde sehr gut unterstützt.
Unablässig ist natürlich bei jedem bestehenden oder bestätigten Verdacht auf eine Stoffwechselempfindlichkeit, die regelmäßige Kontrolle und medikamentelle Einstellung durch einen Tierarzt.
Quellen
- „Pferdefütterung“ H. Meyer, M. Coenen, 5. Auflage, 2013, Enke Verlag
- „Grundwissen zur Haltung, Fütterung, Gesundheit und Zucht“, Richtlinien für Reiten und Fahren Band 4, FN Verlag 2017